An Stelle eines Vorwortes...

Samstag, 17. April 2010

Teddybären


In einem Kontakt-Portal hat mich vor kurzem jemand gefragt: "Was machte Dein erster Teddy, hast Du den noch?" Sofort hatte ich ein unglaublich warmes und kuscheliges Gefühl und fühlte mich innerlich mit ihr verbunden! Ahhh... eine 'Seelenverwandte'. Hurra!

Aber, sofort erschien natürlich das kleine Analyse-Teufelchen auf meiner rechten Schulter und flüsterte mir ein: "Was ist das dennfür eine Frage? Warum fragt sie das? ... eine Soziologin... ein Profi... jemand der die Mechanismen der zwischenmenschlichen Interaktion studiert hat? Fragt sie das jeden?" Was geht in einer Soziologin vor, die in einem Kontakt Portal einen fast 40ig jährigen Mann fragt: "Was macht Dein erster Teddy, hast Du den noch?", und der diese Frage mit einem glücklich lächelnden "Ja!" beantwortet? 

In einer Komödie wie "KeinOhrHasen" wäre das sicherlich ein Lacher. Boach... das Weichei!

Ich glaube die meisten Menschen in meinem Umfeld hätten diese Frage auch tatsächlich mit NEIN beantwortet. Weil sie sich schämen... das albern finden... oder einfach weil es tatsächlich so ist! Mein bester Freund hat zum Beispiel gestanden, dass er seinen Teddy mit 12 schon nicht mehr hatte. 


"Ich musste erwachsen werden!"
sagte er mir mit vollem Ernst in der Stimme und als wäre das völlig normal. Ich empfinde das als höchst unnormal!  
Hallo? Mit 12? Und das findet er ok? Ich finde das schrecklich! 'Erwachsen' werden hieß und heist für mich immer noch, einen Teil der Kindlichkeit und Unschuld zu verlieren und einen großen Teil Phantasie abzugeben! Und die meisten Menschen in meinem Umfeld haben für meinen Geschmack tatsächlich viel zu wenig Phantasie und sind irgendwie ... kopfblind.

Diese einfache Frage hat in mir aber vieles wieder in Erinnerung gerufen, dass ich vergessen und verloren glaubte. Und plötzlich sind sie wieder da als hätte man ein Tuch weggezogen und die Erinnerungen wieder enthüllt. Die wundervollen Erinnerungen... wie in Peter Pan... die Erinnerungen die uns fliegen lassen... 

Mir war nie bewusst wie wichtig dieser Teddy in meinem Leben war und welche große Rolle er gespielt hat. Er ist so ziemlich das einzige aus meiner frühesten Kindheit, das sich noch in meinem Besitz befindet. Alle anderen Sachen habe ich irgendwann, irgendwo zurückgelassen, oder verschenkt. Aber nicht diesen Teddy. An den habe ich niemals jemanden rangelassen... und ich glaube mit 8 oder 9 habe ich sogar meinen Freund damals besten Freund einmal fürchterlich verprügelt, weil er ihn durchs Zimmer geworfen hatte. Er hatte keinen...

Es ist eigenartig, aber ich habe mich im Laufe der Zeit von Freunden und Partnerin getrennt, aber nicht von meinem ersten Teddybären?
Ich weis noch genau wie ich ihn bekommen habe! Es war Weihnachten und ich war 2 oder 3 Jahre alt. Meine jüngere Schwester hatte ihn geschenkt bekommen. Ich hatte einen Plüsch-Hund bekommen. Ich habe ihren Teddy gesehn und wollte ihn unbedingt haben, also nahm ich den Hund und habe ihn zum Tausch angeboten. Und wir haben getauscht. Das war meine erste gelungene kaufmännische Transaktion! ;)
Den Hund hat heute übrigens eine meiner Nichten! Auch er war für meine Schwester immer etwas ganz besonderes.

Rückblickend war mein Teddy für mich irgenwie immer ein magisches und unheimlich mächtiges Wesen. Ich weis nicht mehr ob ich ihn oder er mich ausgesucht hat. Und er hat natürlich mit mir gesprochen.... nur zu mir. Er hat mich behütet und über mich gewacht und tatsächlich vor den Monstern in der Dunkelheit beschützt. Und obwohl er so klein war hatte er die Macht Geister und Dämonen zu vertreiben. Egal wo ich war und wo ich geschlafen habe. Wenn ich aus einem Alptraum oder an fremden Orten aufgewacht bin, war alles nicht mehr so schlimm, weil es ihn gab und weil er da war. Er hat mich davor bewart falsche Dinge zu tun und war so was wie mein schlechtes Gewissen. Er hat mich immer gewarnt, und davon abgehalten wenn ich was falsches, oder gar 'böses' tun wollte.
Ich glaube innerlich suchen wir unser ganzes Leben lang nach einem Menschen, der für uns das selbe tut. Der uns beschützt, behütet, tröstet, und für den wir das selbe tun können. Die gattin oder der Gatte sind eigentlch nur der  Kuscheltierersatz? Eigenartiger Gedanke... besser nicht weiter verfolgen!
 

Ich glaube, als ich 5 Jahre alt war war er eines Tages einfach verschwunden. Ich habe ihn gesucht, tagelang ... und meine Mutter hat mir erzählt, dass er vielleicht nur in den Urlaub gefahren ist... und ich habe das geglaubt. Also habe ich meine Brottasche genommen und wollte los um ihn zu suchen! Ich glaube im Treppenhaus an der Eingangstür hat sie mich abgefangen. 
Und nach 2 Tagen war da in meinem Bett ein anderer Teddy. Sein Fell war nicht so fein sondern gröber und er hatte eine Jeanshose an, wärend mein Teddy immer einen Pullover anhatte. Aber, eigenartiger Weise hatte er die selben Augen und die selbe Nase... Teddy war wirklich nur im Urlaub gewesen und hatte nun ein neues Fell und eine schicke Hose ;)

Ich hoffe meine Muter weis wie groß meine Freude und Erleichterung war. Wo immer sie heute auch ist. Als Kind empfindet man keine Dankbarkeit, jedenfalls nicht in der Form wie man es als Erwachsener tut. Als Kind ist alles irgendwie zeitlos und es zählt nur das 'Jetzt'. (Ist dir mal aufgefallen, wie unglaublich lang die Zeiten vor Weihnachten und Heilig Abend vor der Bescherung waren? Damals war es quälend lang. Heute ist das alles viel zu kurz und man wünscht sich eine Zeitdehnungs-Maschine...) 


Als Kind drückt man seine Dankbarkeit daher auch nicht aus, und als Erwachsene tun wir das viel zu selten und sagen es den Menschen die uns etwas bedeuten nicht. Bis es zu spät ist und die Chance es zu tun für alle Zeiten unwiederbringlich vorüber ist.


Ich habe meinen Teddy immer noch. Ich glaube einfach, weil er und ich eine gemeinsame lange Geschichte haben. Er verkörpert alles was gut und schön war in meinem Leben und er erinnert mich daran, dankbar dafür zu sein... auch wenn das Leben mal wieder unvorbereitet, ohne Warnung, hinterrücks zugebissen hat.

Und eigentlich müsste jedes Kind, jeder Mann und jede Frau, einen solchen Teddy, oder ein ähnliches Objekt haben. Haben sie aber nicht. Und warscheinlich ist die Welt deshalb streckenweise so ein mieser Ort! 
Es leben so unglaublich viele Kinder und Menschen in Armut, Hunger, Not ...

Es könnte alles so viel einfacher sein.
Stell dir vor, die Staatsmänner auf einem beliebigen politischen Gipfeltreffen würden nicht seelenlose Unterschriften austauschen sondern müssten im Angesicht ihrer Kinder und Familien ihre Teddybären aus Kindertagen verpfänden. 

"Der russische Teddy 'Mischka' und sein amerikanischer Kollege 'Winnie the Poo' werden die Einhaltung der Abrüstungsvereinbarungen überwachen und garantieren... !"
D A S  könnte ich glauben! :)

Die Welt wäre ein viel schönerer und sichererer Ort. 

Oder stell dir vor, wie Soldaten in den Krieg ziehen mit ihren Teddybären im Sturmgepäck...
Stell dir einfach das Bild nach einer Schlacht vor... wie die Teddybären im Blut ihrer Besitzer ertrinken und eine Krähe einem Bären die Füllung herauszerrt... das Auge herauspickt das dich anklagend anschaut... 


... weil wieder ein Stück Magie aufgehört hat zu existieren.









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