An Stelle eines Vorwortes...

Sonntag, 17. Januar 2010

Scheiss Schwerkraft - Aus dem Tagebuch eines temporär Behinderten - Rolltreppen, Fahrstühle und deutsche Krankenversicherung

 Zu behaupten, ich sei genervt!
G e n e e e e e e e e e e e e e e e e rrrrr ffff  ttttt !!!!
- wäre die Mutter der geringfügigen Untertreibungen.

Das deutsche Gesundheits- und vor allem das Krankenversicherungssystem sind mitlerweile fast nicht mehr zu ertragen! Die Krankenversicherungen und Berufsgenossenschaften (!) verlangen bei Beruftsunfällen tatsächlich dass der Patient 2-3mal (!!!!) pro Woche beim Arzt vorstellig wird!

Natürlich darf man bei Berufsunfällen nicht zu einem normalen Arzt, gleich um die Ecke, gehen! Nein, woher denn? Das wäre doch viel zu einfach! Man muss zu einem speziellen Durchgangsarzt, von denen es natürlich nicht so viele gibt, und die daher statistisch gesehen, zwangsläufig schön weit weg sind!

Ich habe Glück! ich wohne nicht auf dem Land, sondern in einer Großstadt! Für mich heist das konkret: 4 Etagen runter auf die Strasse... 600m weit mit Krücken zur nächsten U-Bahn laufen, 2 Etagen die Treppen runter... schön U-Bahn fahren, immerhin muss ich nicht UMSTEIGEN! ....2 Etagen wieder hoch auf die Strasse ... weitere 200m laufen ... eine 1/2  bis 1 Stunde beim Arzt warten warten bis man drann ist:
"Na, Herr B. wie gehts uns denn heute? Geht es ihnen schon besser?" "Tag Herr Doktor, ihnen gehts gut, mir gehts immer noch beschissen, und nein, auch heute kein Fall von Magischer Heilung... bitte vergessen sie nicht den Schein für die Krankenkasse auszufüllen.... Tschüss bis Morgen!"

Dann den ganzen Weg wieder zurück... 

In der vollen U-Bahn muss ich nur einen sicheren Standplatz in der Nähe der Tür finden, denn wenn ich mich hinsetzen würde kähme ich bei dem Geschaukel nicht rechtzeitig und unbeschadet wieder hoch, um dann auch noch in der kurzen Haltezeit,  in der vollen Bahn zur nächsten Tür zu sprinten, wärend die Leute ein und aussteigen. Die Spikes an den Krücken würden mir zwar helfen ein wenig die Leute aus dem Weg zu räumen, aber die Handgelenk-, die Kniegelenkprotektoren und der Helm behindern mich etwas und machen mich doch noch ein wenig langsamer!
Na was denkt ihr denn? WIR HABEN JANUAR und DAUERFROST mit SCHNEE UND EIS! Ich gehe doch bei den anhaltenden Minusgraden nicht ungeschützt auf die Strasse.... immerhin packe ich mich alle 20m mit Schwung aufs Maul! Aber das tue ich doch gerne für meine Krankenkasse! Die Krücken sind übrigens eine prima Hilfe wenn mich die Leute aus einer Schneewehe ziehen müssen....


Ist euch eigentlich mal aufgefallen, dass immer wenn man gezwungener Maßen mit Krücken unterwegs ist, die wenigen existierenden Rolltreppen einer Großstadt wie Berlin, entweder in die falsche Richtung fahren, oder gerade außer Betrieb sind??!! Es ist zum verzweifeln!
Und nicht einer der vorbeieilenden Passanten ist Willens, z.B. am Alexanderplatz einen 39jährigen, 1,83m großen und 80kg schweren, ABER gutaussehenden und freundlichen, jungen Mann, die 5 Etagen aus der U5 auf die Strasse hoch zu tragen???

Wenn man runter will ... kein Problem ... ein kleiner Schubs und die Schwerkraft hilft das Problem zu lösen... aber will man wieder hoch ... nix da! Rolltreppe kaputt! Oder noch besser: die Rolltreppe fährt nur nach UNTEN! Was soll denn der Unfug?
Als ich oben ankomme fallen mir fast die Arme ab und ich kotze meine Lunge raus. Gott sei dank habe ich im Krankenhaus mit dem Rauchen aufgehört...

Zu Hause angekommen freue ich mich gewaltig darüber dass der Hausmeister den Schee von der Eingangstreppe gefegt hat! ..... zur Seite, wo er sich unter den Geländern häuft, die ich somit nicht mehr benutzen kann !!!! Danke! Endliche jemand der mitdenkt!

Im Hauseingang packe ich mich noch einmal mit Schwung aufs Maul... die Spikes haben auf dem glatten Granitboden keinen Grip! Ich bleibe sicherheitshalber liegen und wechsle die Spikes gegen die Gummistopfen.
Nach dem Aufstehen heist mich ein Schild am Fahrstuhl willkommen:

Ausser Betrieb! Wegen Wartungsarbeiten! Bis übermorgen... Mit freundlichen Grüßen Ihre ...

Den Rest kann ich nicht mehr lesen, wegen meiner unbändigen Freude auf die Aussicht die 4 Etagen mit den Krücken hoch zu müssen! In der 2ten Etage packe ich mich mit Schwung aufs Maul... die Gummistopfen haben auf dem tauwasser-verschmierten Linoleum keinen Grip...
Ich bleibe sicherheitshalber liegen und wechsle die Gummistopfen gegen die Spikes.
Als ich oben ankomme, fallen mir fast die Arme ab und ich kotze meine Lunge raus. Gott sei dank habe ich im Krankenhaus mit dem Rauchen aufgehört...

Ich betrete den Laubengang zu unseren Wohnungstüren und packe mich mit Schwung aufs Maul... die Spikes haben auf dem glatten Granitboden keinen Grip... Ich bleibe sicherheitshalber liegen und wechsele die Spikes gegen die Gummistopfen! Ich komme 10m weit und packe mich mit Schwung aufs Maul denn der Hausmeister hat den Schnee nicht weggefegt... die Gummisstopfen haben auf dem Schneematsch keinen Grip!

Ich wechsele die ....Ach leckt mich doch!!!!

An der Wohnungstür finde ich einen Zettel... von der Post!

'Leider habe wir sie heute nicht zu Hause angetroffen, Ihr Packet haben wir bei Familie H. in der ersten Etage abgegeben!'....

Meine Begeisterung kennt keine Grenzen! 20 kg Katzenstreu von Zoopluss!... ich weis zwar noch nicht, wie ich das Packet die Treppen hoch bekomme, ich habe leider keine Hand frei. Aber das kann ich mir ja auch noch bis morgen überlegen.


Denn dann muss ich nämlich wieder zum Arzt!

In diesem Sinne
Hals und Beinbruch!
Mic

Ich hasse Treppen, Das Fernsehen, die GEZ, deutsche Krankenkassen, Fahrstuhlwartungsfirmen und Hausmeister!

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